Interview des Monats
Verena Fischer (1986) aus Hohenems ist seit 2012 in Mailand bei Infront, dem globalen Marktführer im Sportmarketing, im Bereich Eventorganisation & Sponsoring tätig.
Beflügelnde Karriere: von Hohenems nach Mailand
Frau Fischer, wie kommt eine Vorarlbergerin nach Mailand zum globalen Marktführer im Sportmarketing?
Verena Fischer: Ich habe bereits im Zuge meines Studiums der internationalen Betriebswirtschaft in Innsbruck ein Auslandsjahr in Mailand verbracht und war dort im Marketing- und Eventmanagement für die Außenwirtschaft Austria tätig. Ich wollte immer schon im Sportbereich etwas machen. Bei den Olympischen Sommerspielen 2012 in London durfte ich - via Agentur - im Bereich Activation und Hospitality mitwirken. Verschiedene Praktika - u.a. bei Red Bull in Salzburg, bei Wenzel-Weirather & Partner sowie in der Sportredaktion des ORF in Wien - gingen meiner Tätigkeit bei Infront voraus. 2012 erfolgte meine Festanstellung bei Infront Mailand – und ich bin in meinem Traumjob angekommen.
Die Olympischen Spiele boten ein spannendes Umfeld?
Verena Fischer: Es war ein unvergessliches Erlebnis, ein Riesenevent, bei dem man sehr viel sieht und nicht zuletzt ein Kindheitstraum in Erfüllung geht: Eine Vorarlbergerin, die quasi gleichzeitig Skifahren und Laufen gelernt hat, schätzt ein dermaßen sportliches und professionelles Umfeld sehr. Ich bin auch privat begeisterte Sportlerin und liebe es zum Ausgleich zu joggen, Reisen durchzuführen und Ski zu fahren.
Was sind Ihre Haupttätigkeiten, wie sehr ist Ihre Tätigkeit an den Standort gebunden?
Verena Fischer: Infront erwirbt die Marketingrechte und Fernsehrechte der meisten Skiweltcup-Rennen sowie der Ski-WM. Ich betreue alles im Zusammenhang mit dem Sportsponsoring - vom Ticketing bis zum Athletensponsoring, von Werbespots bis zur Social Media-Betreuung, Banner und Inflatables, organisiere große Hospitality-Veranstaltungen im High-Level-Bereich, wo Stars und Gäste mit dem Helikopter einfliegen usw. Die intensive Arbeitszeit herrscht im Winter, im Frühling und Sommer kann ich Zeitausgleich genießen.
Wie haben Sie sich in der Mailänder Marketingbranche etabliert?
Verena Fischer: Durch mein internationales Business-Studium besitze ich einige hilfreiche Skills, zudem konnte ich bereits Englisch, Italienisch und Französisch, sowie etwas Spanisch. Mit meiner Muttersprache Deutsch hatte ich bereits gute Startchancen - Deutsch ist im Skiweltcup unerlässlich – der Sitz des Internationalen Skiverbands ist ja in der Schweiz. Die Einblicke aus meinen Praktika wie bei Red Bull oder die Zeit bei der Olympiade waren ebenfalls hilfreich.
Welche kulturellen Unterschiede haben Sie zwischen Österreich und Italien im Marketing- und Geschäftsumfeld festgestellt?
Verena Fischer: (lacht) Ich spüre es bei den Erreichbarkeiten – in Österreich beginnt der Bürotag um 8 Uhr, in Mailand gegen 9 oder 10 Uhr. Wir kommunizieren in Italien viel mit dem Telefon – die Österreicher nutzen eher das E-Mail. In Italien telefonieren wir mehr, auch um persönliche Kontakte und etwas Smalltalk zu pflegen. Die Kommunikation ist etwas ausufernder und mag sich weniger effizient anfühlen, aber die guten Kontakte leben von dieser Pflege.
Wie haben Sie sich in der neuen Stadt und Kultur eingelebt? Haben Sie Tipps für andere Expats, die einen ähnlichen Schritt in Betracht ziehen?
Verena Fischer: Ich habe mich hervorragend eingelebt, Mailand ist ja nicht Süditalien, die Mentalität ist ähnlich wie bei uns. Tipps: Nie eine Wohnung mieten, ohne sie vorher besichtigt zu haben. Auch die Bürokratie ist komplex, aber im Endeffekt löst sich alles meist in Wohlgefallen auf. Das internationale Umfeld in Mailand ist megaspannend. Es gibt hier auch sehr viele österreichische Unternehmen und hat dadurch einen leichteren Einstieg ins Netzwerk. Ein Praktikum oder eine Tätigkeit bei der Außenwirtschaft Austria ist sicher eine sinnvolle Station, um sehr viele unterschiedliche Unternehmen zu lernen, mit Agenturen zusammenzuarbeiten usw. Networking ist einer der wichtigsten Punkte in meinem Metier. Ich verfolge gerne die Vorarlberger News online und informiere mich viel in sozialen Medien. Im internationalen Business halte ich mich stets auf dem Laufenden.
Welche beruflichen und persönlichen Ziele verfolgen Sie in Mailand?
Verena Fischer: Ich würde sagen, ich habe bereits einen Großteil meiner beruflichen und persönlichen Ziele erreicht und wohne mit meinem Mann und unserem gemeinsamen Sohn in der europäischen Designhauptstadt. In 1,5 Stunden sind wir am Meer, in einer Stunde am Comer See, zudem kann ich viel Homeoffice ausführen. Meine Tätigkeit bei Infront ist mein absoluter Traumberuf. Die Betreuung meines viereinhalbjährigen Sohnes ist dankenswerterweise gut organisiert. Ich bin in der glücklichen Lage, dass meine Vorgesetzten mir durch meine langjährige und gute Zusammenarbeit sehr entgegenkommen - und ich ihnen ebenfalls. Der Sportbereich ist generell ein sehr männliches Umfeld, aber ich habe alles gut geregelt und das Unternehmen zählt auf mich.
Wie schaffen Sie die Balance zwischen Arbeit und Freizeit in einer so dynamischen Stadt wie Mailand?
Verena Fischer: Im Winter bin ich in den schönsten Skigebieten der Welt unterwegs. Ich kann zwischendurch beim Arbeiten auch auf tolle Rennstrecken und mal privat Skifahren gehen. In den Weihnachtsferien bzw. Feiertagen sind wir in der schönen Heimat. Die Balance finde ich im Frühling/Sommer, wenn ich meinen Zeitausgleich nehme. Wenn man das Glück hat, sein Hobby zum Beruf gemacht zu haben so wie ich, macht das alles einfacher.
Vielen Dank für das Gespräch!
(Andrea Fritz-Pinggera)