Bregenz statt Tokyo
Birgit Ingeborg Kappler ist Gründerin des Studio Ingeborg und sorgt von der Kirchstraße Zwo in Bregenz aus für starkes Branding.
Wo liegen Ihre Schwerpunkte als Expertin für Branding und visuelle Kommunikation?
Birgit Kappler: Meine Schwerpunkte als Expertin für Branding und visuelle Kommunikation liegen vor allem in der Markenbildung und Markenstrategie. Ganzheitliche Konzepte zu entwerfen, die einen visuellen Rahmen um eine Marke oder ein Produkt spannen, ohne dabei starr anzumuten, ist meine Leidenschaft. Identitäten in jeglichen Formen zum Strahlen zu bringen und dabei die Besonderheiten hervorzuheben, ist zugleich Herausforderung und große Freude. Dabei setze ich vor allem auf meine Empathie und mein Einfühlungsvermögen in die Bedürfnisse meiner Kund*innen, um Werte und Philosdophien sichtbar zu machen. Außerdem ist es nicht zuletzt auch das Urvertrauen, das meine Kund*innen und ich selbst in meine Fähigkeiten haben, das die Zusammenarbeit zu einem wahnsinnig aufregenden und schönen Prozess machen.
Warum heißt Ihr Büro Studio Ingeborg?
Birgit Kappler: Das ist eigentlich recht schnell erklärt: Ingeborg ist mein zweiter Vorname. Außerdem hieß meine Patentante Inge und meine Mutter trägt Ingeborg ebenfalls als zweiten Vorname. Ich mag den Name unheimlich gern. Nicht nur, weil er mich mit meiner Familie verbindet, sondern auch, weil ich den Klang mag. Er klingt für mich ein wenig alt und ein bisschen nach Norden, gleichzeitig aber auch warm und sympathisch. Dass mein eigenes Büro mal so heißen könnte, stand eigentlich schon fest, lange bevor ich mich für die Selbständigkeit entschieden hatte.
Stichwort Japan: Was fasziniert Sie an dieser Thematik – und das schon sehr lange?
Birgit Kappler: Ja, Japan begleitet mich schon sehr lange. Um ehrlich zu sein war ich in meiner Jugend eine richtige Geek. Manga, Anime, Games, J-Pop. In der 8. Klasse habe ich bei einer großen Projektarbeit über Japans Pop-Kultur referiert. In meinen Zwanzigern hat sich das Interesse immer mehr hin zu Kultur, Land, Design, Ästhetik und Religion verschoben. Am Ende meines Bachelor-Studiengangs an der HTWG Konstanz stand meine Thesis zum Thema „Japanische Ästhetik – Annäherung aus der Ferne“. In ihr habe ich vor allem das Gefühl untersucht, welches japanisches Posterdesign in mir hervorruft: Irgendwas ist anders. Aber was ist es, wie drückt es sich aus und wie gehe ich dem auf den Grund?
An Japan fasziniert mich bis heute vor allem die Andersartigkeit, ob nun im Design, der Architektur, der Kultur, dem Alltag oder der Atmosphäre, die man zwar nicht sehen, aber definitiv spüren kann. Es ist schwer in Worte zu fassen und als Nicht-Japanerin lässt sich das Gefühl auch nur bedingt in die eigene Arbeit übertragen. Ich glaube aber trotzdem dass mich meine Leidenschaft stark geprägt hat und man die Einflüsse hier und da in mir und meiner Arbeit spüren kann.
Sie haben sich vor zwei Jahren entschieden, in die Selbständigkeit zu starten, was waren die Beweggründe?
Birgit Kappler: Die Frage lässt mich ein wenig wehmütig werden. Meine Pläne sahen nämlich eigentlich ganz anders aus. Ich habe 2021 ursprünglich bei Sägenvier in Dornbirn gekündigt, um nach Japan zu gehen. Erst Sprachschule, danach auf Jobs bewerben. Corona hat mir dann aber einen Strich durch die Rechnung gemacht und anstatt einer Zukunft im Land der aufgehenden Sonne habe ich mich für die Selbständigkeit in Bregenz entschieden. Wenn ich mir aber die letzten (fast) 3 Jahre in der Selbständigkeit anschaue, muss ich ehrlich sagen: Was für eine geile Entscheidung! Ich durfte für wunderbare Kund*innen arbeiten und habe tolle Menschen kennengelernt, besonders seit meiner Zeit im Coworking Space „Studio Kirchstraße Zwo“, ein Ort voller fantastischer Frauen, die als Entrepreneurs alle ihr eigenes Business rocken. Manchmal laufe ich meine morgendliche Runde am See entlang und bin ganz überwältigend, dass ich hier sein darf. Hätte ich ehrlich gesagt nie gedacht, denn Bregenz ist das komplette Gegenteil von Tokyo.
Wie sehen Sie die aktuellen Entwicklungen am Markt, insbesondere was den Einsatz von KI-Tools auf Ihrer sowie auf Kundenseite betrifft?
Birgit Kappler: Um ehrlich zu sein habe ich mich mit KI bisher so gut wie gar nicht beschäftigt. Ich weiß, dass mir manche Tools wie ChatGPT oder die Photoshop KI vermutlich meine Arbeit erleichtern oder teilweise sogar abnehmen könnten, die mentale Hürde ist aber (noch) zu groß, mich damit auseinanderzusetzen. Gleichzeitig denke ich permanent darüber nach, was für einen negativen Impact die Nutzung von KIs auf unsere Umwelt hat und welch enorme Massen an CO2 wir damit produzieren. Ich muss aber auch ehrlich mit mir selbst sein und zugeben, dass diese Gedanken nur eine Ausrede dafür sein könnten, mich näher mit dem Thema zu beschäftigen.
Haben Sie eine Strategie für die kommenden Herausforderungen?
Birgit Kappler: Jain. Einerseits investiere ich mehr und mehr Zeit in mich selbst als Marke und versuche, mich Sichtbar zu machen, auch wenn es mir schwer fällt weil ich ungern im Mittelpunkt stehe und lieber alles aus der Distanz beobachte. Andererseits vertraue ich vermutlich viel zu sehr auf Empfehlungen. Allerdings weiß ich halt, dass Kund*innen, mit denen ich gern zusammenarbeite, potenziell andere Interessent*innen zu mir schicken, die ähnliche Qualitäten in der Zusammenarbeit suchen, wodurch ein gutes Match wahrscheinlicher ist als bei der Kaltakquise. Aber auch hier lerne ich laufend dazu, entwickle mich weiter und lasse mich auch gern vom Gegenteil überraschen.
Als kreativer Mensch brauchen Sie sicher auch Momente, um wieder aufzuladen. Woraus schöpfen Sie Kraft?
Birgit Kappler: Primär aus dem achtsamen Umgang mit mir selbst und meinen Mitmenschen. Der Morgenspaziergang am See und die Meditation am Abend sind fester Bestandteil meines Alltags. Wenn mich die To Do Listen überfordern, der Kopf immer lauter wird und das Herz immer leiser, dann ist es an der Zeit in mich hineinzuspüren und mich zu fragen: Was brauche ich jetzt, damit ich sowohl mir selbst als auch meiner Arbeit gerecht werde? Das kann eine kurze Session sein in der ich die Ruhe suche und in mich hineinspüre, fühle, lebe, liebe. Oder aber ein Telefonat mit meiner besten Freundin, der Austausch mit einer Kollegin, frische Luft, guter Kaffee, eine Runde positive Affirmationen vor dem Spiegel oder das Anstarren der Wellen des Bodensees, auf deren stete Wiederholung ich mich – gleich Atemzügen – stets verlassen kann.
Vielen Dank!afp;
Foto: Studio Kirstin Hauk
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