Georg Milde über Design(Prozesse)
Der preisgekrönte Designer Georg Milde warf nicht nur einen "Blick über den Alpenrand" sondern erläutert für uns in diesem Beitrag Design(Prozesse).

Nachfolgend hielt er seine Gedanken über Design(Prozesse) nach den Workshops "Designing Designing" fest:
Kennen Sie die Geschichte von Apollo 13?
Natürlich. Damals, im April 1970, geriet eine NASA-Mission durch eine Explosion an Bord in Lebensgefahr. Innerhalb kürzester Zeit mussten die klügsten Köpfe der Welt eine Lösung für ein scheinbar unlösbares Problem finden – mit Bordmitteln, unter enormem Zeitdruck. Sie retteten nicht nur drei Astronauten, sondern auch das Vertrauen in das Raumfahrtprogramm.
Wie sie das gemacht haben? Durch einen designbasierten Prozess. Was heute unter „Design Thinking“ bekannt ist, wurde damals in einem intensiven Sprint auf Leben und Tod praktiziert. Dieses Beispiel zeigt eindrucksvoll, was Designmethoden leisten können: Sie retten Investitionen – aber viel wichtiger – sie retten Leben.
Kennen Sie gutes Design?
Sollten Sie. Denn genau hier beginnt oft das Missverständnis: Design wird gerne als hübsche Verpackung gesehen, als Styling oder Spielerei mit Farben und Formen. Dabei ist es weit mehr als das. Design ist eine ernstzunehmende, strategische Disziplin, die funktional denkt, nutzerzentriert handelt und kontextbewusst gestaltet. Design ist nicht Dekoration – es Gestaltet die Schnittstelle zwischen Mensch und Technologie.
Kennen Sie Fritz Frenkler?
Sollten Sie. Der renommierte Designer und Professor plädiert dafür, Design wieder als das zu verstehen, was es ursprünglich war: eine Disziplin, die sich mit Funktion, Material, Nutzung und Kontext auseinandersetzt – kein bloßes Styling, keine oberflächliche Anpassung an Trends, kein Spiel mit Effekten, das sich dem Markt oder Marketing unterwirft.
Kennen Sie Prof. Dr. Wolfgang Jonas?
Wenn nicht, wird es Zeit. Jonas ist einer der Pioniere der Designforschung. Er hat Gestaltungsprozesse systematisch untersucht und eine einfache, aber mächtige Formel entwickelt, mit der sich Designprozesse abbilden und planen lassen. Seine Modelle helfen, Komplexität zu verstehen und kreativ zu strukturieren – eine unverzichtbare Grundlage für moderne Innovationsarbeit.
Edward de Bono?
Ein Name, den Sie sich merken sollten. De Bono war Mediziner, aber auch Vordenker. Er prägte das Konzept des „lateralen Denkens“ – eine Methode, die Querverbindungen schafft, Muster bricht und neue Lösungsräume eröffnet.
Kennen Sie das designforum Vorarlberg?
Sollten Sie. Denn dort wird all das, worüber wir sprechen, praktisch erfahrbar gemacht. Im Rahmen des Workshops „Designing Designing“ erarbeiteten Teilnehmer:innen ein tieferes Verständnis für Designprozesse: Welche Methoden gibt es, wie wirken sie, was verändert sich im Zusammenspiel mit neuen Technologien wie KI? Theorie und Anwendung wurden verbunden – nicht als Rezept, sondern als offener, dynamischer Prozess. Gutes Design, so wurde im Workshop deutlich, beginnt mit einer klaren Haltung. Es ist kein Selbstzweck, sondern eine Antwort auf reale Herausforderungen – funktional, verantwortungsvoll, sinnstiftend. Gemeinsam mit der CampusVäre, die als Kooperationspartnerin beteiligt war, ist das designforum ein Ort, an dem neue Denkweisen angestoßen und mutige Ansätze gefördert werden.
Kurz gesagt: eine zwingend wichtige Institution in der Region. Für Ihre Branche. Für unsere Zukunft.
Kennen Sie Designreserve?
Sollten Sie. Das mit dem Staatspreis ausgezeichnete Designbüro aus dem Bregenzerwald ist die Anlaufstelle für Gestaltung in Vorarlberg. Designreserve steht für durchdachtes, klares Design – tief verwurzelt in der Region, offen für den internationalen Austausch. Ob in Workshops, ausgezeichneten Produkten oder eben in informativen Artikeln wie diesem. Georg Milde
