Drei Projekte der jüngeren Zeit, drei Kontinente, ein klarer Gestaltungsanspruch: Das Atelier Andrea Gassner sorgt mit poetischen Skulpturen, verspielter Signaletik und einem berührenden Leitsystem für internationale Aufmerksamkeit und einen Preisregen.
Seit Andrea Gassner das von ihrem berühmten Vater Reinhard Gassner gegründete Atelier 2018 übernommen hat, geht der Reigen der Auszeichnungen weiter. Das Geheimnis ihres Erfolgs ist kein rein ästhetisches: „Design ist ein gedanklicher Prozess“, erklärte sie uns bereits vor Jahren in einem Gespräch, „es geht um Inhalte, nicht um Oberflächen.“ Dies zeigt sich auch in den aktuellen Arbeiten, die international Beachtung finden.
verywood – Holzarchitektur trifft Origami
Im Mai 2025 reiste eine Skulptur aus dem Atelier Gassner nach Japan – präziser: ins renommierte Nakanoshima Museum of Art in Osaka. Dort wurde die Ausstellung „verywood. Austrian Architecture Today“ durch Bundespräsident Van der Bellen eröffnet. Andrea Gassner konzipierte dafür filigrane Faltobjekte aus Brettschichtholz, die sich in drei Stadien entfalten. Sie zitieren die ästhetische Kultur des Origami und verbinden japanisches Formverständnis mit österreichischem Holzbau. Die beweglichen Objekte wirken lebendig, atmen regelrecht, und stehen sinnbildlich für das Potenzial von Holz in Zeiten des Klimawandels. Videos und Statements flankieren die Installation. Kuratiert wurde das Projekt von Verena Konrad (vai) und Holzbauarchitekturikone Hermann Kaufmann.
allesamt – Signaletik mit Spieltrieb
Was passiert, wenn man Orientierung als Abenteuer denkt? In Nenzing entstand mit „allesamt“ ein Familienzentrum, dessen Leitsystem Kindern auf Augenhöhe begegnet. Das Atelier Andrea Gassner entwickelte hier ein interaktives Signaletik-Konzept, das Kreise, Farben und Bewegung in den Raum übersetzt. Von drehbaren Augen bis zu bunten Teller-Emojis – Orientierung wird hier zur spielerischen Erfahrung. Die Gestaltung wurde vielfach ausgezeichnet: mit dem European Design Award Gold, dem ADC Gold Cube in New York sowie dem Joseph Binder Award. Auftraggeberin war die Gemeinde Nenzing, Architektur: Christian Schmölz.
Widnau – Wegleitsystem mit Würde
Für den Neubau der Alters- und Pflegeeinrichtung Widnau (CH) wurde das Atelier Andrea Gassner mit der Entwicklung eines taktilen Orientierungs- und Wegeleitsystems beauftragt – in Zusammenarbeit mit Cukrowicz Nachbaur Architekten. Die innovative Lösung überzeugt mit hoher haptischer Qualität und gestalterischer Sensibilität. Gassner: "Wir haben hier die Wirkung und Bedeutung von Sinnesreizen zur Orientierung im Raum thematisiert. Wir entwickelten haptische Handläufe, die helfen sich in den verschiedenen Stockwerken und Gebäudeteilen zu orientieren." Bereits 2024 wurde das Projekt mit Gold beim European Design Award und Silber beim ADC Award (The One Club for Creativity) ausgezeichnet. 2025 folgte die Goldmedaille beim Joseph Binder Award in der Kategorie „Information-Design & Signaletik“ – und schließlich der renommierte Henry Steiner Prize. Ausgewählt aus 896 Einreichungen aus 40 Ländern, würdigte die Jury besonders die emotionale Tiefe und die menschenzentrierte Haltung der Gestaltung.
Bei der Ausstellung zum Joseph Binder Award in der CampusVäre (noch bis 25.7. zu sehen!) gibt es Einblicke in drei prämierte Projekte:
Kategorie Informationsdesign
– Orientierung mit Spaß, Atelier Andrea Gassner (AT)
– den Weg begreifen, Atelier Andrea Gassner (AT)
– Signaletik als spielerisch pädagogische Interaktion, Atelier Andrea Gassner (AT)
Fotos: Miro Kuzmanovic und handout.