Ich stehe zu allem, was ich gemacht habe

Marty Rauch (Mitte 50) Gründer und Inhaber der Werbeagentur „irr“ über seine Agenturgründung,  den Vorarlberger Kreativpreis 2023 und legendäre Acts.

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Herr Rauch, mit „irr“ gründeten Sie einst als kompletter Quereinsteiger eine Agentur, die Grenzen sprengt und von Anfang an gerne aneckte? Ist der Name Programm?

Marty Rauch: Nun, ich bin wirklich aus einer ganz anderen Branche – und habe zwischen meinem 15. und 27. Lebensjahr als Dachdecker am Bau gearbeitet. Mein Bruder Tibor war Fotograf mit innovativen Ideen und hat keinen einzigen Auftrag von Agenturen erhalten, da er ein etwas schräger Vogel war/ist. Nach einem Abend mit Freunden gründeten wir kurzerhand unsere neue Agentur  „Irr“, deren Buchstaben - wie später ja bekannt - für Inama Johannes, Rauch Marty und Rauch Tibor standen. 1995 starteten wir mit einem Heft voller fotografierter Comics und gingen damit auf den Markt um zu zeigen, welche Ideen in uns stecken.

Mit den ersten Heften erhielt die Story noch einen besonderen Spin?
Marty Rauch: Ja, da rief uns ein Typ an, der u.a. ein Buch rausbringen und für uns eine Story schreiben wollte. Das hat er auch beides gemacht, der Robert Schneider. Und dann kam noch ein zweiter Anruf – diesmal aus einem Vorarlberger Verlagshaus und Eugen A. Russ der über uns einiges gehört hatte, übernahm das Verlegen und Verbreiten der gesamten Auflage – 180.000 Hefte. Einige erinnern sich vielleicht noch an unser höchst unbequemes „Müsle kann ga schlofa“... Mit dem dritten Anruf von Daniel Strolz aus Lech und seinem ersten Werbeauftrag, legten wir endgültig den Agenturgrundstein. Für ihn produzierten wir ein Magazin, in dem wir Mode und Modelle ringsum einen doppelseitigen Kuss inszenierten.

Die Agentur wuchs und mit ihr die Aufgaben und Kunden?
Marty Rauch: Als „Schlafes Bruder“ rauskam und zum Welterfolg wurde, hatte Robert Schneider mit dem Rummel ringsum sein Buch viel zu tun und Tibor ging nach Wien. 
Andreas Marosch verstärkte uns ebenso wie Sascha Retschitzegger (nun als Sascha Ratz) noch an Bord ist, während Johannes Inama sich seit Jahren neuen Aufgaben in der Museumsleitung widmet(e). Wir übernahmen viele Projekte, die uns von anderen unterscheiden – wir ecken allerdings gerne auch an.

Unser aktuelles Portfolio beinhaltet zahlreiche seriöse Aufträge: Wir arbeiten sehr viel für die Wirtschaftskammer und das Land Vorarlberg – so hat uns die Landesregierung beauftragt, die Werbekampagne Stromrabatt zu konzeptionieren und umzusetzen. Auch Recruitingskampagnen für Lehrende und Elementarpädagog:innen uvm. stammt aus unserer Hand. Regional arbeiten wir mit dem Dornbirn Tourismus & Stadmarketing und der Werbegemeinschaft inside exzellent zusammen. Das sind gute Partner, die mir viel Freiheit lassen. Ich war bei vielen Aktionen beraterisch tätig, sei dies „Vincent“, „hörbar“, „Laurenz“ oder bei der Entwicklung des Christkindlemarkt- und der Erneuerung des Martinimarktkonzeptes, bei „Galerie inside“ und nun „Klassik inside...“, bei dem Künstler:innen Geschäftslokale bespielen. Die langjährige Betreuung des Zimbapark freut uns ebenfalls, hier hat unser Konzept österreichweit Orientierungsfunktion

Wie legt ihr den neuen „Vorarlberger Werbepreis 2023“ an?
Marty Rauch: Der AdWin ist in die Jahre gekommen und es muss alles neu werden – darüber sind wir uns alle einig. Die Location – das Alte Hallenbad - entspricht der kreativen Szene. 12 Hauptkategorien wurden analysiert – und die Gewinner werden auf die Bühne geholt, um kurz und knackig die Sieger:innen zu küren. Wichtig war uns, dass alle Vorarlberger Agenturen mitmachen können: die gesamte Jury sitzt im Osten von Österreich und wird die digital eingereichten Arbeiten bewerten. Und dann machen wir, was Werber am besten können: eine Party mit toller Musik, coolen Cocktails und guter Atmosphäre zum Networken und Feiern. Wir haben die Einreich- und Eintrittsgelder rapide gesenkt, dafür zahlt man sich nach der Verleihung seine Drinks selber. Ich denke das funktioniert gut so. Die Sieger der Kategorien machen beim österreichweiten Bundesländerpreis mit. 
Am 14. September 2023 erfolgt der Einlass ab 18 Uhr, 19.30 Uhr geht’s los. Stefan Kainbacher ist zuständig für das Licht, Robert Keller besorgt den Sound, Wolfi Preuss wird das leibliche Wohl und die Drinks managen, Bernd Konzett von konz.art sorgt für die Lifemusik.

Ihr wart einst Organisatoren einer legendären AdNight 2008?
Marty Rauch: Ja, das war so legendär wie vieldiskutiert. Wir hatten damals eine geteilte Welt inszeniert – mit Separees mit eigenwilligen Showacts wie Kakerlakenrennen und Streetfightern, Massagen und co. auf der einen Seite, und einer anderen Welt jenseits des Vorhangs, in der von Schauspielern Lügen und Beschimpfungen vorgetragen worden sind. Nach zwei Stunden ging der Trennvorhang rauf und die zwei Welten und Gäste trafen aufeinander. Das Thema „Kommunikation“ erhielt ausreichend Nahrung – insbesondere sorgte das Catering  mit goldenen Papptellern mit Krenwürstchen - für die Vegetarier gabs Senfsemmel – für einen kleinen Skandal und endete damit, dass ich den Fachgruppenvorstand verlassen musste. Aber das ist lange her – dennoch: Ich stehe zu allem was ich gemacht habe. Wir freuen uns nun über Einreichungen zum Vorarlberger Werbepreis!