Kunst als Check-in: Was Jörg Ströhle anders macht

Vor 21 Jahren gründete Jörg Ströhle mit Thomas Gschossmann die Agentur zurgams. Nun lancieren die beiden Kreativen mit zwei weiteren Partnern ein neues Projekt:

Joerg Stroehle

Herr Ströhle, Sie sind ja bisher als Creative Director und Agenturinhaber bekannt – was hat Sie bewogen, mit ILLUS Hotels aktiv zu werden?

Jörg Ströhle: Ich glaube einfach an die Kraft guter Geschichten – egal ob bei Marken, Kampagnen oder Magazinen. Und ich liebe Hotels, die besonders sind, die mehr bieten als eine gute Matratze. Hier schließt ILLUS eine Lücke: Durch Hotels, die nicht nur beherbergen, sondern berühren. Die Kunstform Illustration ist dabei viel mehr als Dekoration – sie wird selbst zum Erlebnis. Für mich war von Anfang an klar: ILLUS ist kein klassisches Hotelkonzept, sondern eine kreative Bühne, die unsere Disziplinen – Branding, Design, Storytelling, Hospitality – auf einzigartige Weise verbindet. Und so für eine große Sichtbarkeit der Hotels sorgt.

Hinter der Marke ILLUS Hotels steht das Hotelberatungsunternehmen gardÿnor. gardÿnor – eine Anspielung auf den „Gare du Nord” – klingt nach Aufbruch und Destination zugleich. Was steckt hinter diesem Namen – und wie übersetzt sich Ihre kreative Haltung in ein Hotelkonzept?

Jörg Ströhle: Begonnen hat alles im Mai 2024 – Fünf Unternehmer aus verschiedenen Bereichen treffen sich in Paris am Gare du Nord. Unser Wunsch: etwas Neues zu entwickeln. Das Ergebnis: das Hotelberatungsunternehmen gardÿnor. Mit dem wir Hoteliers mit einem interdisziplinären Team begleiten, das Strategie, wirtschaftliche Kennzahlen, Pricing, Marke, Design, Content, Technik und Umsetzung unter einem Dach vereint. Dabei denken wir bewusst nicht in Schubladen – sondern in Lösungen, die zum jeweiligen Haus passen.
Unser Ziel: Hoteliers und Mitarbeiter, die ihre Zeit nicht mehr mit Admin-Aufgaben, Softwarevergleichen oder Social Media verschwenden – sondern sich einfach auf das konzentrieren können, was sie lieben: Gäste empfangen, Erlebnisse schaffen, Menschen begeistern. Und das wirtschaftlich erfolgreich.
Man könnte auch sagen, gardÿnor versteht sich als der Knotenpunkt für Hoteliers, die ihre Zukunft neu gestalten wollen. Wie bei einer klassischen Bahnstrecke können die Kunden zu-, um- und aussteigen, wo sie wollen. Und weil Hotels keine reinen Bettenbetriebe sind, sondern emotionale Lebensräume, entwickelt gardÿnor auch keine Hotelkonzepte „von der Stange“, sondern gestaltet Marken, die wirken. Marken, die Sehnsüchte wecken, Relevanz haben – und ihren Gästen etwas mitgeben.

ILLUS Hotels verstehen sich als Bühne für die „fröhlichste aller Kunstformen“. Welche Rolle spielt Kunst konkret im Hotelbetrieb – und warum braucht es gerade jetzt solche narrative Ansätze in der Branche?

Jörg Ströhle: Kunst – speziell Illustration – ist ein Türöffner. Insbesonders die Illustration ist leicht zugänglich, schafft sofort Verbindung, ohne zu überfordern. In ILLUS Hotels spielt sie eine aktive Rolle: als kuratierte Ausstellung, als Gesprächsanlass, als Souvenir. Aber vor allem als Haltung. Gäste spüren sofort, dass hier mit Liebe kuratiert wurde – und nicht nach Standard eingerichtet. Gerade in Zeiten, in denen vieles austauschbar geworden ist, braucht es Orte mit Identität.
Die Hotellobby der Zukunft ist flexibel, technologisch unterstützt und bleibt ein Raum für Begegnungen und Inspiration. Unsere wechselnden Ausstellungen verwandeln das Hotel in ein „Social Object”. Darunter verstehen wir einen Mittelpunkt, um den sich Gespräche und Interaktionen drehen. Ein Auslöser, durch den Menschen sich verbinden. Etwas, das Gäste teilen und verbreiten – online wie offline. Denn – bei all dem digitalen Fortschritt sehnen sich Menschen immer noch nach echten Begegnungen.


Was unterscheidet ILLUS von klassischen Hotelkooperationen oder -marken? Worin liegt der Mehrwert für Hotels, die Teil dieser Community werden?

Jörg Ströhle: ILLUS ist keine Kette, kein Franchise und kein loses Netzwerk – ILLUS ist eine kuratierte Community mit Haltung. Wir bringen Hoteliers, Illustratoren, Besucher und Gäste zusammen, die mehr wollen: mehr Aufmerksamkeit, mehr Differenzierung, mehr Emotionalität, mehr Erlebnisse, mehr echte Begegnungen und am Ende natürlich auch mehr Auslastung.
ILLUS gibt Hotels eine Geschichte – und Gästen einen Grund, wiederzukommen. Dazu kommt ein sorgfältig entwickelter Werkzeugkasten: von Ausstellungslogistik bis Kommunikation, von kuratierter Auswahl bis Co-Branding. Nichts muss – aber alles kann. ILLUS macht’s möglich.


Sie sprechen von einer größeren Vision und wünschen sich Nachahmer. Was bedeutet das für Sie – ein wachsendes Netzwerk, eine kreative Bewegung oder vielleicht sogar ein Umdenken in der Hotellerie?

Jörg Ströhle: Idealerweise alles drei. Ich glaube, dass ILLUS exemplarisch zeigt, was passiert, wenn man sich traut, neu zu denken. Wenn Hoteliers sich wieder als Gastgeber und Kuratoren von Räumen und Erlebnissen verstehen. Wenn Kreative mehr als Lieferanten sind – sondern Mitgestalter. Wir sehen ILLUS als Impulsgeber: für eine andere Form von Gastlichkeit, für mehr Mut zur Individualität und für ein neues Selbstverständnis in der Branche.
Christoph Hoffmann, Mitbegründer der 25Hours Hotels hat mal folgendes gesagt: Hotels haben das Potential, mehr als eine Übernachtungsmöglichkeit zu sein. Es geht darum, Begegnungsstätten zu schaffen. Hotels haben auch die Fläche, Orte anzubieten, bei denen man sich begegnet, sich austauscht, flirtet, Zeit gemeinsam verbringt. Dem können wir bei gardÿnor und den ILLUS Hotels nur zustimmen.

https://www.illushotels.com

https://www.gardynor.com

Besten Dank! Andrea Fritz-Pinggera
 

Joerg Stroehle