Marion Rhomberg: „Ich bin quasi ein Guide“

Marion Rhomberg (Jg. 1969) ist EPU, Inhaberin des Büros M® Design in Hard und gestaltet seit mehr als zwei Jahrzehnten visuelle Identitäten.

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Zudem begleitet sie Buchprojekte, entwickelt Marken und führt Kund:innen durch komplexe Designprozesse. Ihre internationale Ausbildung, ihr Gespür für Nuancen und ihr offener Arbeitsstil prägen ihren Zugang: zuhören, verstehen, gemeinsam entwickeln. 

Sie beschreiben sich selbst als eine Art Guide. Was bedeutet das für Ihre Arbeit?
Marion Rhomberg: Ich höre zuerst gut zu, versuche jeden Kunden zu verstehen und abzuholen, wo er steht. Erst dann beginnt die Weiterentwicklung. Ich lege Wert darauf, dass meine Auftraggebenden sich einbringen. Man erarbeitet das gemeinsam. Bei mir wird nichts „darübergestülpt“, ich bin quasi ein Guide.

Ihr Weg begann international. Welche Rolle spielte Ihre Ausbildung?
Ursprünglich wollte ich an die Angewandte in Wien. Dann habe ich mich im Art Center Montreux beworben und dort studiert. Die internationale Umgebung hat meinen offenen Lebens- und Arbeitsstil geprägt. Vibes und Ideen unterschiedlicher Nationalitäten empfand ich als sehr fruchtbar.

Sie haben bei den Werberlegenden Demner, Merlicek & Bergmann gearbeitet?
Marion Rhomberg: Ja, eine spannende Ära. Seinerzeit gab es nur Gruppen-Macs, es wurde von Hand gescribbelt und viel im Team gearbeitet. Es war eine intensive Schule, mit vielen Nachtstunden. Was ich Herrn Demner zugutehalte: Er bestellte für uns um 22 Uhr noch Pizza und schickte uns nach nächtlichen Kreativeinsätzen fürsorglich mit dem Taxi nach Hause. Er kannte die Namen seiner Angestellten, zum Geburtstag gab es Blumen und Incentives. Wo gut gearbeitet wird, sollte Wertschätzung zurückkommen.

Die Selbständigkeit gelang über persönliche Empfehlung – wie kam es dazu?
Marion Rhomberg: Ich war mehrere Jahre bei Wolford tätig, mit Aufgaben, die vom Nähetikett bis zu Projekten mit Shootings der Fotografenlegende Helmut Newton reichten. Persönliche Empfehlung spielte von Beginn an eine zentrale Rolle. Nach meiner Zeit bei Wolford hatte ich das Glück, dank guter Vernetzung direkt in die Selbständigkeit zu starten. 2002 kam meine Tochter zur Welt, 2003 machte ich mich mit einem ersten Kunden selbstständig – einem Softwareentwickler für die Textilindustrie. Für ihn arbeitete ich von der Namensgebung bis zur visuellen Gestaltung. Das Besondere: Das Unternehmen ist stark gewachsen, und ich betreue diesen Auftraggeber bis heute.

Bamix oder Munz sind ebenfalls renommierte Referenzen? 
Marion Rhomberg: Genau. Zu diesen Aufgaben – Corporate Design und Verpackung - kam ich über länger bestehende Kontakte. Generell liebe ich Verpackungen und dreidimensionale Projekte. Sie sind anspruchsvoll, weil sehr viel daran hängt. Bei TeleMatrik (Software für ÖPNV) ging es darum, grafisch nicht in die immer gleichen Muster derselben Branche zu verfallen. Ich bin mit dem Kunden einen neuen Weg gegangen. Mit telematrik.com ist soeben eine neue Website online gegangen ist auch ein langjähriger Kunde, mit dem ich gewachsen bin.

Sie haben an Buchprojekten gearbeitet – was fasziniert Sie daran?
Marion Rhomberg: Mir gefällt, dass ich vielschichtige Einblicke bekomme. Beim Buch über das Lorenz-Rhomberg-Haus oder zuvor bei Recherchen zu Herrburger & Rhomberg entstanden Verbindungen zu historischen Themen. Später durfte ich die Grafik für das Buch „Das Haus“ (Residenz Verlag) des Stadtmuseums gestalten. Dazu kamen Give-aways wie edle Jacquard-Geschirrtücher von Übelhör im historischen Design des Architekten Otto Prutscher aus dem Archiv des MAK in Wien. Das sind tiefe Einblicke in Firmen, in Geschichte, in Design. Je mehr Unternehmen erzählen, desto authentischer kann ich gestalten. Bücher sind Herzensangelegenheiten, hier steckt enorm viel Zeit drin. Die Arbeitsphase vom Text bis zum Druck dauert etwa ein halbes Jahr, insgesamt können solche Projekte Jahre dauern.

Ein besonderes Langzeitprojekt ist die Halo GmbH bzw. Inteos. Was macht es für Sie so bedeutend?
Marion Rhomberg: Es ist ein Privileg, schon früh eingebunden zu sein. Für Halo arbeite ich seit 22 Jahren – von Namensgebung, Logo, Typografie und Corporate Branding über Messeauftritte, Animationen und Fotoregie bis hin zur Softwaregestaltung. „Maßgeschneiderte IT-Lösungen“ zieht sich durch das gesamte Erscheinungsbild. Das Maßband fungiert als visueller Brückenschlag zwischen textilem Ursprung und passgenauer Softwarelösung. Das kühle Blau der Computerwelt und die Signalfarbe Gelb bilden die Basis der Corporate Identity. Für die Techtextil in Frankfurt und weitere große Textilmessen wie die ITMA in Mailand, Barcelona, Hannover etc. habe ich das Standdesign gestaltet, Beschriftungen, Präsentationen und digitale Folder erstellt. Färber, Stricker, Weber – jeder braucht eine eigene „Sprache“ – die ich gestalterisch umsetze.

Sie arbeiten auch regional – etwa für den Michelehof oder die Raiffeisenbank?
Marion Rhomberg: Ich liebe Papierprojekte mehr als die digitale Welt. Ob die MIZ, die Mitgliederzeitung der Raiba Bodensee-Leiblachtal oder weitere Projekte wie Logo und Signaletik für den Kindergarten (https://mdesign.cc/projekt/Kindergarten_Hard/) am Dorfbach in Hard, das gemeinsam mit Kindern und Pädagogen erarbeitet wurde und für eine kindgerechte Namensgebung gesorgt. Zu meinen Referenzen zählen u.a. die Architekten Drexel und Reitbrugger.Gau sowie die Ordinationen von Dr. Hefel und Dr. Christiane Rhomberg. Die Etikettengestaltung für Produkte des Michelehof zählt ebenfalls zu den regionalen Projekten.

Danke für das Gespräch!

Text und Foto: Andrea Fritz-Pinggera

 

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