Relevanz statt Überfluss: Maresa Hoffmann zur Zukunft strategischer Kommunikation

Maresa Hoffmann, derzeit noch Head of Group Communications bei der Zumtobel Group, wird sich ab Oktober einer neuen beruflichen Herausforderung widmen. Sie ist aktuell zudem Jurymitglied des Kreativpreises 2025. 
 

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Sie bewegen sich an der Schnittstelle von Strategie, Kommunikation und Gestaltung. Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit kreative Arbeit mehr wird als nur gefälliges Dekor – nämlich präzise, wirksam und zukunftsfähig?

Maresa Hoffmann: Die Schnittstelle zwischen den unterschiedlichen Gewerken und Partnern trägt mitunter maßgeblich zum Projekterfolg bei. Sie fungiert als Übersetzerin der Inhalte und sorgt dafür, dass alle Beteiligten ein gemeinsames Verständnis der Aufgabe entwickeln.
Dazu braucht es drei Dinge: ein tiefes Verständnis für Zielgruppen und ihre Bedürfnisse, eine klare Positionierung mit relevanten Botschaften und den Mut, diese konsequent und kreativ umzusetzen. Wirksamkeit entsteht nicht durch Dekoration, sondern durch Ideen, die Inhalte verdichten, Emotionen wecken und in die Zukunft weisen.
An diesem Punkt wird Kreativität zu einem Motor für wirksame Kommunikation und nachhaltigen Projekterfolg.

Kreativität entfaltet sich selten im luftleeren Raum. Welche Formen der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Kreativszene halten Sie für besonders fruchtbar – strukturell wie auch kulturell?

Maresa Hoffmann: Die fruchtbarste Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Kreativszene ist dort, wo Partnerschaften auf Augenhöhe entstehen, da zwei Sichtweisen und Denkansätze, sprich zwei "Welten",  erst eine weitergedachte, gemeinsame Lösung der "Aufgabe" ermöglichen.  Strukturell braucht es dafür klare Briefings, gemeinsame Ziele und den Mut, Kreative von Anfang an in strategische Prozesse und Inhalte einzubinden – nicht erst am Ende für die Umsetzung, da die Herleitung der Inhalte und Kommunikationsbotschaften meist essentiell ist. Kulturell geht es vor allem um Vertrauen und Offenheit: Unternehmen, die Kreativen Raum für Experimente geben und unterschiedliche Perspektiven zulassen, werden mit mutigeren und wirkungsvolleren Lösungen belohnt. Meiner Meinung nach entsteht wirkliche, kreative Innovation genau an dieser Schnittstelle – wenn wirtschaftliche Klarheit und kreative Freiheit zusammenkommen. 

Der Kreativpreis zeichnet nicht nur Design, sondern auch PR und Storytelling aus. Welche Rolle wird strategische Kommunikation in Zukunft spielen – und wird sie durch gesellschaftliche und technologische Veränderungen noch wichtiger?

Maresa Hoffmann: Wir leben in einer Welt, in der uns nahezu unbegrenzt Informationen zur Verfügung stehen – ob wir wollen oder nicht. Studien schätzen, dass täglich etwa 2,5 Quintillionen Bytes an Daten erzeugt werden – genug, um Inhalte über Jahrtausende hinweg zu konsumieren. Das bedeutet: Jeden Tag nehmen wir Tausende von Botschaften über Social Media, E‑Mail, Nachrichten oder Werbung wahr.
Diese Informationsflut hat unsere Aufmerksamkeitsspanne in den letzten Jahren deutlich verkürzt – oft plakativ als „Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfischs“ beschrieben. Neuere Analysen zeigen, dass Menschen auf Bildschirmen im Durchschnitt nur noch 47 Sekunden fokussiert bleiben, während es früher rund 2½ Minuten waren.
Für die Kreativwirtschaft, Unternehmen und Kommunikatoren bedeutet das vor allem eines: Relevanz zählt mehr denn je. Nur wer es schafft, innerhalb seiner strategischen Kommunikationskonzepte relevante Inhalte klar zu definieren und kreativ zu inszenieren, wird sich vom Information Overload abheben und seine Zielgruppe nachhaltig erreichen.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Andrea Fritz-Pinggera

Foto:  Nina Bröll
 

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