„Seid mutig und gebt den jungen Menschen einen Ausbildungsplatz“

Lucas Haberl (Jg. 1998) beendet gerade seine Lehre bei saegenvier. Der Lustenauer spielt semiprofessionell Eishockey, und gestaltete professionell das CD des EHC.

lucasundsigi

Wir sprachen mit Lucas, der neben seiner Ausbildung zum Medienfachmann zusätzlich die Lehre zum Bürokaufmann absolviert. Mit dabei war sein Ausbildner Sigi Ramoser, der an Branchenkollegen appelliert, jungen Menschen in der Kreativbranche Ausbildungsplätze und Chancen zu eröffnen.

Wie lange bildet ihr bei saegenvier schon Lehrlinge aus?
Sigi Ramoser: Mit Pausen sicher seit rund 20 Jahren. Lucas ist bereits unser vierter Lehrling, den wir ausbilden dürfen. Unser erster Lehrling war Louis Rodriguez Sotomajor, gefolgt von Sophia Ellensohn, die nach wie vor bei uns im Team ist. Danach kam Erwin Kamoglu, der inzwischen bei Ivoclar arbeitet. Und jetzt haben wir Lucas Haberl, den wir nach Abschluss der Lehre ebenfalls gerne übernehmen.

Gab es jemals Gründe, die gegen die Ausbildung von Lehrlingen sprachen?
Sigi Ramoser: Gelegentlich hing es an unserer Teamgröße oder zeitlichen Kapazitäten, weshalb wir Lehrlinge nicht immer nachbesetzt haben. Auch die Chemie muss stimmen. Meist kamen Interessenten von selbst, aktiv suchen wir nicht – Absagen führen oft zu Enttäuschungen. Das Schnuppern haben wir ebenfalls eingestellt, da wir vielen jungen Menschen Einblicke in unser Studio und die Arbeit ermöglichen, sie anschließend jedoch kaum Chancen auf eine Lehrstelle in Vorarlberg haben. Es fehlen schlichtweg genügend Ausbildungsplätze in diesem Beruf.

Was war/ist besonders bereichernd in der Ausbildung junger Menschen - aus Ausbildnersicht?
Sigi Ramoser: Das voneinander Lernen in jeglicher Beziehung. Im Team tut es sehr gut, wenn meine Mitarbeiter:innen lernen zu lehren und zu unterstützen. Es ist immer wieder fantastisch mitanzusehen, wie sich die jungen Leute entwickeln, wenn man sie lässt und gut fordert und fördert. Vertrauen ist das oberste Gebot. Und die Neugierde und der Gestaltungs- und Lernwille hält auch uns ältere bzw. Erfahrenen gut auf Trab und in Schwung. Sehr gerne nehmen wir auch regelmäßig Praktikant:innen, die dies für ihr Studium benötigen. Sehr oft aus Italien, Deutschland der Schweiz und natürlich auch aus Österreich.

Einen Schnupperer habt ihr dann doch noch genommen?
Sigi Ramoser: Als sich Lucas vorstellte dachte ich mir: „Her mit dem Burschen, der hat Matura und ist Eishockeyspieler“. Dazu muss ich ausholen: ich bin ja ein verhinderter Eishockeysportler und als Lustenauer quasi in der Eishockeyhalle aufgewachsen. Seinerzeit sind wir mit den normalen Schlittschuhen und ohne Helm aufs Eis gegangen. Das Non-Profit-Projekt „neues Erscheinungsbild für den EHC Lustenau“ das wir Lucas übertragen haben, hat mich selber wieder in die Jugend geholt. Schön ist: der Kunde weiß, Lucas hat das Projekt nicht „am Hals“, sondern er trägt es im Herzen.

Lucas, was hat dich gereizt die Ausbildung zum Medienfachmann zu wählen?
Lucas Haberl: Kurz gesagt mein großes Designinteresse. Ich habe mich schon sehr früh für Design interessiert und zu Hause schon gerne Bilder mit Photoshop bearbeitet. Nach meiner Matura am Sportgymnasium startete ich das Onlinestudium Sportmanagement, das jedoch nicht mein Weg war. Ich habe mich zum Schnuppern bei Sigi Ramoser vorgestellt und durfte gleich zwei Monate eintauchen. Mir hat es von Anfang an sehr viel Spaß gemacht! Ich musste nicht lange überlegen, da ich kreative Ideen und die abwechslungsreiche Arbeit in Bereichen wie Print, Video, Foto oder Web sehr spannend finde. Besonders toll finde ich, dass ich meine kreativen Ideen umsetzen kann. Am meisten habe ich jedoch gelernt, dass hinter jedem Projekt eine Geschichte steckt. Es geht nicht nur darum, ein Logo zu entwerfen, sondern es ist immer sehr viel Überlegung und Konzeptarbeit notwendig.

Kannst du uns von deinem besonderen Projekt erzählen?
Lucas Haberl: Oh ja, ich durfte gleich mit meinem Herzensprojekt EHC Lustenau starten, das ich immer noch betreue. Hier konnte ich viele Bereiche des Grafikdesigns kennenlernen und schon richtig Verantwortung übernehmen. Ein Highlight war für mich, als ich das Design für ein eigenes Trikot des EHC entwerfen konnte. Außerdem habe ich am Vereinsmagazin mitgearbeitet und so Erfahrungen in unterschiedlichen Aufgabenbereichen gesammelt.

Wie sieht ein typischer Tag in deiner Ausbildung aus? 
Lucas Haberl: Morgens starte ich im Büro, schalte den Monitor ein, checke die Mails und plane, welche Projekte in der Woche anstehen und in welcher Reihenfolge sie erledigt werden. Ich arbeite viel mit den Adobe-Programmen und liebe es, kreativ zu sein und neue Designs zu entwerfen. Mir bereiten alle Aufgaben Freude, und ich lerne bei jeder etwas Neues – selbst wenn es manchmal knifflig ist, finde ich es toll, Lösungen zu entwickeln und sie umzusetzen. Ich freue mich jeden Tag darauf, ins Büro zu kommen und an neuen Projekten zu arbeiten!

Danke für das Gespräch!

(Andrea Fritz-Pinggera)