Ultramateria, initiiert von Medienkünstler und Hochschullehrer Stefan Kainbacher, verwandelt eine neue Industriehalle für wenige Tage in eine Medienkunst-Kathedrale – bevor sie Anfang des kommenden Jahres in Betrieb geht. Es handelt sich nicht um Nach-, sondern um Vornutzung: ein kurzer Moment, in dem Architektur zum Experimentierfeld wird.
Das Gebäude öffnet sich für großformatige Installationen, audiovisuelle Räume und performative Eingriffe. Arbeiten von NEON GOLDEN, Grit Wolany, Miriam Prantl, Addie Wagenknecht, Gerold Tagwerker, AATB, Hubert Dobler u. a. entfalten eine surreale, post-physikalische Landschaft. Oberflächen oszillieren zwischen Leuchten und Opazität, Formen wachsen oder falten sich, Raumstrukturen scheinen einem eigenen Rhythmus zu folgen. Atmosphärisches Licht, Nebel und pulsierende Klangschichten verdichten den cineastischen Eindruck. Da gibt es eine „Chapel" für eine kontemplative Lichtinstallation, einen "Bunker", in dem sich Klang sphärisch entfaltet, eine Ausstellungszone und Arena für Galeriepartner und die Bespielung der beiden größten Hallen.
Kuratorisch lotet Ultramateria jene Zone aus, in der Materialität neu gedacht wird: Begriffe wie digitale Alchemie, Hyperobjekte oder post-gravitative Ästhetik dienen als Ausgangspunkt für eine spekulative Topografie. Das Publikum betritt eine hybride Landschaft – Installation und Forschungsraum zugleich –, die sinnliche Erfahrung mit kritischen Fragen verbindet: Wie verändert sich Wahrnehmung im Zeitalter digitaler Infrastrukturen? Welche Zukunftsnarrative entstehen daraus?
Diskursräume und Festivalstruktur
Neben den Installationen eröffnen Lectures, Performances, Podiumsdiskussionen und Workshops ein Forum für Austausch und Teilhabe. Beiträge kommen u. a. vom Künstlerinnen-Duo Hundred Rabbits, Bettina Steindl (designforum Vorarlberg), Hubert Matt, Marc Hoffenscher (VAI), das Team wird komplettiert von Klaus Birk (DHBW Ravensburg), und Simon Gallus (DHBW) MdRV).
Der Eröffnungsabend am Donnerstag, 27. November (18–23 Uhr), bietet Rundgänge, Performances von Alex Stark, Hubert Dobler, Vossenbacher und Iman Taghadossi sowie ein DJ/VJ-Set von Andy Kas und MdRV.
Regionale Verankerung, internationale Perspektiven
Veranstalter ist der Verein ULTRAMATERIA – zur Förderung von Kunst, Kultur und Technologie, getragen von Kooperationen mit der Collini Group, designforum Vorarlberg, CampusVäre, DHBW Ravensburg, dem Vorarlberger Architektur Institut, der IG Kultur Vorarlberg sowie weiteren Partnern aus Kultur und Wirtschaft. Das Festival stärkt die regionale Medienkunstszene, vernetzt internationale Positionen und öffnet neue Räume für Ausbildung, Forschung und kreative Praxis.
Kuratierende und Künstler:innen
Die kuratorische Leitung teilen Leon Moritz Boch – Kunstmanager und Obmann der IG Kultur Vorarlberg – und Stefan Kainbacher. Boch bringt Erfahrung aus internationalen Projekten wie Espace | Lumière | Réflexion in der Fondation Vasarely ein.
Kainbacher arbeitet an der Schnittstelle von Technologie, Raum und Gesellschaft; seine installativen Arbeiten kreisen um spekulatives Design, Ästhetik und Machtstrukturen.
Gezeigt werden bestehende und neue Arbeiten von NEON GOLDEN (AT), Addie Wagenknecht (US), Hubert Dobler (AT/US), Miriam Prantl (AT), Gerold Tagwerker (AT), Christian Herdeg (CH) und Stefan Kainbacher (AT). NEON GOLDEN, heuer seit 20 Jahren aktiv, entwickelt immersive Installationen an der Schnittstelle von Technologie, Raum und Klang und schafft multisensorische Werke mit präziser Dramaturgie, atmosphärischer Dichte und interaktiven Komponenten. Die Arbeiten fokussieren auf die feine Abstimmung von Bewegung, Licht und Ton – als kollaboratives, prozessorientiertes System im Dialog mit Architektur und Publikum.
Übrigens, die Schweizerstraße war schon in der Vergangenheit Schauplatz für aufsehenerregende Festivals: viermal fand im Umfeld der alten Sachs-Schuhfabrik/Collini-Areal das legendäre Transmitter-Festival statt.
Tickets: https://kupfticket.com/en/events/ultramateria
Fotos: afp und Kainbacher
Mehr im Programm-PDF im Downloadbereich