Unser Produkt ist die Idee

Kreative Wirtschaft Vorarlberg setzt auf Dialog für faire Pitch-Prozesse und wehrt sich gegen Gratisleistungen!
 

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Die Kreativwirtschaft Vorarlberg schlägt Alarm: Eine aktuelle Befragung zum Thema „Ausschreibungen und Pitch-Prozesse“ zeigt deutliche strukturelle Schwächen, hohen Druck und wachsende Frustration in der Branche. Rund 70 Unternehmen – von Ein-Personen-Betrieben bis hin zu größeren Agenturen – haben ihre Erfahrungen geteilt. Das Ergebnis zeigt deutliche Schwächen. Beklagt werden unter anderem unklare Briefings, Ideenleistungen schon in einem ersten Schritt ohne Vergütung sowie intransparente Auswahlverfahren. 

„Unser Produkt ist die Idee“, betont das Führungsduo der Kreativen Wirtschaft (Fachgruppe Werbung & Marktkommunikation in der WKV), Bernhard Hafele und Hanno Schuster. „Wer Ideen, auch wenn es „nur Ideenskizzen“ sind, kostenlos einfordert, gefährdet nicht nur die wirtschaftliche Basis vieler Betriebe, sondern auch die Qualität. Wir wollen Fairness und faire Rahmenbedingungen. Nur so gelingt eine gesunde Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Kommunikation.“

Bernhard Hafele, verweist auf die hohe Ausbildungs- und Wettbewerbsleistung der Branche: „Wir bilden sowohl Lehrlinge als auch Fachkräfte aus. Zudem, Vorarlberger Agenturen gewinnen regelmäßig nationale und internationale Auszeichnungen. Das zeigt das enorme Potenzial unserer Branche. Umso wichtiger ist es, dass dieses Potenzial durch faire Verfahren wirklich zur Entfaltung kommt.“

Die Befragung wird zugleich als Chance gesehen. „Wir wissen, dass Ausschreibungen komplex sind und nicht zu den Routineaufgaben vieler Unternehmen zählen. Daraus können Missverständnisse oder unrealistische Bedingungen entstehen“, so Hanno Schuster. Umso wertvoller sind daher die Reformvorschläge aus der Befragung: klarere Briefings, realistische Abschlagszahlungen, mehr Fachkompetenz in Jurys und eine Begrenzung der Teilnehmer:innenzahl. Diese Punkte lassen sich im Dialog lösen, sagen die beiden Fachvertreter. Es gehe um ein erfolgreiches Miteinander. Nur wenn Auftraggeber:innen und Kreativbetriebe auf Augenhöhe arbeiten, profitieren am Ende alle – und damit auch der Standort Vorarlberg.“

Die Kreative Wirtschaft versteht die Befragung als Signal. Sie will das Thema aktiv weiterverfolgen und gemeinsam mit Unternehmen, Institutionen und der öffentlichen Hand an tragfähigen Lösungen arbeiten. Denn Markenqualität zeigt sich nicht nur in Produkten, sondern auch in fairen Verfahren.

Online-Befragung „Pitch-Prozesse & Aufwand“ (06/2025)

Zahlen & Verbatims aus der Befragung                              

Zeitaufwand

  • 38 Prozent investieren 5–15 Stunden in die Vorbereitung
  • Rund ein Drittel berichtet von 40–150 Stunden, teils bis zu 300 Stunden
  • 72 Prozent empfinden den Aufwand als „zu hoch“
    Verbatim: „Die Anforderungen wachsen ins Unermessliche, die Budgets schrumpfen.“

Zeitfresser

  • 62 Prozent: unklare Briefings
  • 40 Prozent: Argumentation & Aufbau
  • 28 Prozent: interne Abstimmungen
    Verbatim: „Unklare Briefings fressen mehr Zeit als das eigentliche Konzept.“

Finanzielle Belastung

  • Durchschnittlicher Eigenaufwand: 3.000 – 8.000 Euro pro Pitch
  • 80 Prozent berichten, dass Pitches ohne Vergütung erfolgen
    Verbatim: „Manchmal fühlt sich ein Pitch an, wie ein kostenloser Ideen-Workshop für den Auftraggeber.“

Stimmung & Konsequenzen

  • 65 Prozent fühlen sich durch Pitch-Prozesse unter Druck gesetzt
  • 31 Prozent haben in den letzten zwei Jahren bewusst auf Ausschreibungen verzichtet
    Verbatims:
    – „Wir sagen inzwischen bewusst Nein – auch wenn es weh tut.“
    – „Am Ende gewinnt nicht die beste Idee, sondern die billigste.“

Wünsche für die Zukunft

  • Klare Briefings, realistische Zeitvorgaben
  • Angemessene Abschlagshonorare
  • Limitierung auf max. 3 Agenturen
  • Teilweise: Abschaffung unbezahlter Pitches
    Verbatim: „Warum sollen wir gratis liefern, was in jeder anderen Branche selbstverständlich bezahlt wird?“


 

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