Interview des Monats mit Ruth Moosbrugger

Wie die Illustratorin Ruth Moosbrugger (Jg. 1987) zu klingenden Referenzen bei Magazinen wie der Vogue, Glamour, Vangardist und GQ kam, erzählt sie uns im Interview. 

Ruth Moosbrugger

Nach Stationen in München und Wien, Tätigkeiten für internationale Magazine und Unternehmen arbeitet Ruth Moosbrugger aktuell in ihrem RuthM Designstudio in Bregenz sowie als Grafikerin für ein Vorarlberger Magazin (Die Vorarlbergerin). Die Tochter einer Zeichenlehrerin studierte ursprünglich englische Literatur und wollte ins Lehramt, bevor sie eher spontan  die „Graphische“ in Wien besichtigte und nach erfolgreicher Aufnahmeprüfung ihr Studium aufnahm. Ein Praktikum beim Lifestyle-Magazin Vangardist war praktisch der Wegbereiter ins Editorial Design. Der englischen Literatur blieb sie treu: ihr Corgi heißt Hemingway und wacht über das Studio.

Kreativität ist bei Ihnen Familienerbe?
Ruth Moosbrugger: Meine Mama war Englisch- und Zeichenlehrerin und hat jeden Abend mit uns Kindern gezeichnet. Mein Zwillingsbruder ist mittlerweile als Art Director in Wien tätig. Noch heute spreche ich mich mit meiner Mutter über Details meiner Designs ab – sie hat ein Auge dafür. Ich denke: egal wie gut oder weniger gut du bist, es braucht ein Gegenüber das dies erkennt. Drum war auch die Erfahrung, die ich in großen Verlagen sammeln durfte, sehr wertvoll.

Wie kamen Sie dazu, für die Vogue zu illustrieren?
Ruth Moosbrugger: Mein Praktikum bei Julian Wiehl vom Vangardist Magazin in Wien war das Sprungbrett, um beim Design von Coverstorys Erfahrung zu sammeln. Ich gewann einen Wettbewerb des Condé-Nast-Verlags, der ein Mentorship mit dem Chefgrafiker der Vogue beinhaltete. Ich zog nach München und durfte ein Jahr lang bei Thomas Giller lernen. Tagsüber arbeitete ich für das Layoutdesign der Zeitschriften, früh morgens und spät abends arbeitete ich als Freelancerin. Zuerst illustrierte ich für die Vogue, dann für Glamour, dann für GQ. Schön war, dass ich mir dadurch rasch einen Ruf erwerben konnte. Das Leben in München war aufregend, aber enorm teuer. Meine WG-Partnerin arbeitete bei Amazon, dennoch konnten wir uns die hohen Wohnkosten kaum leisten.

Zurück im Land gings zu Head?
Ruth Moosbrugger: Bei Head entwarf ich Ski-Designs für Raceski etc, aber nach einem Jahr verließ ich das Unternehmen um mich 2017 selbständig zu machen. Ich war durchgehend als Freelancerin weiter für Magazine tätig. Z.B. wurden mir von der GLAMOUR online während der Oscar-Show Fotos gesendet diese habe ich  über Nacht illustriert und sie wurden online gestellt. Meine Kontakte haben sich in Wien konzentriert, dennoch habe ich mir in Vorarlberg gerne mein Studio aufgebaut.

Wie sehen Sie Ihre Arbeit heute?
Ruth Moosbrugger:  Es ist als Kreative unheimlich wichtig, Pausen zu machen, auch einen Tag lang nichts zu tun. Man kann schwimmen gehen, wenn die anderen arbeiten. Auch wenn es nicht so einfach ist, sich dafür die Erlaubnis zu geben - man braucht die Energie für den kreativen Prozess. Und es benötigt in unserer Branche Auftraggebende, welche Qualität schätzen. Wenn die Arbeit Spaß macht, sind die Ergebnisse entsprechend. Die Bilder, die in Social Media über die Kreativbranche und Künstler kreiert werden, sind vielfach irreführend. Mein Job macht mir Freude, ist dennoch harte, konsequente Arbeit. Ich habe seit Oktober kaum einen freien Tag, ich arbeite derzeit an einem coolen sehr großen Projekt in London – sorry ich darf nicht mehr darüber erzählen, aber die Deadline steht bevor.

Sie arbeiten mit klaren Verträgen?
Ruth Moosbrugger:  Ja das ist sehr wichtig und empfehle ich jedem EPU. Meine Angebote oder Auftragsbestätigungen sind drei Seiten umfassend, ich führe neben den Preisen auch das Copyright detailliert an. Meine Arbeit ist Herzblut und ich musste lernen, dass man im Kreativbusiness klare Regeln und auch Grenzen setzen muss. Über-Nacht-Aufträge gibt es – wenn überhaupt - nur noch mit Expresszuschlag. Ich kann nur Leistung bringen, wenn es mir gutgeht und ich mich nicht persönlich unter Dauerstress setze. Viele junge Kreative arbeiten mit all-in-Verträgen, da brennt man aus. Mein Wochenende ist mir mittlerweile heilig.

Wie würden Sie Ihre Arbeits- oder Herangehensweise beschreiben?
Ruth Moosbrugger: Mit dem Wort Leichtigkeit. Es geht alles im Leben darum: Wenn die Leichtigkeit fehlt, geht nichts, Leichtigkeit ist essenziell. Im Leben wie in der Kreativarbeit.

Mehr über die Arbeiten von Ruth Moosbrugger auf: https://ruthm-design.com/

Fotonachweis: Lisa Mathis