Interview des Monats - Brücken bauen, Menschen verbinden

Unser neuer Fachgruppen-Obmann Bernhard Hafele über Verantwortung, Gestaltung und Gemeinschaft.

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Seit April 2025 ist Bernhard Hafele (Jg. 1986) neuer Obmann der Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation in der Wirtschaftskammer Vorarlberg. Erstmals wird die FG in einer Doppelspitze geführt   - dazu mehr hier. Der gebürtige Tiroler lebt seit über 15 Jahren in Vorarlberg, ist Mitgründer des Designkollektivs viergestalten und seit vielen Jahren Teil der Kreativszene. Bernhard Hafele fährt täglich mit dem Fahrrad in sein Büro im historischen Hatlerdorf, das er sich mit viergestalten-Partner Vincent Hehle teilt. Im Interview spricht er über kollektives Arbeiten und darüber, warum gute Ideen nicht verborgen bleiben dürfen.

Herr Hafele, vor Ihnen liegt eine neue Aufgabe – was bedeutet diese Rolle für Sie persönlich?

Bernhard Hafele: Ich freue mich über die Verantwortung. Es ist eine schöne Herausforderung – und eine ehrenvolle Verpflichtung gegenüber unseren Mitgliedern. Für mich geht es darum, positiv zu vernetzen, andere weiterzubringen und gemeinsam etwas zu bewegen. Ich möchte Brücken bauen und Menschen zusammenbringen. Besser werden können wir vor allem indem wir voneinander lernen.

Ihr Weg in die Kreativität startete im Nachbarbundesland?

Bernhard Hafele: Ich bin in Telfs aufgewachsen und habe ursprünglich die vierjährige HTL für angewandte Malerei in Innsbruck besucht. Danach sammelte ich erste praktische Erfahrungen als Beschriftungstechniker und habe parallel die Berufsreifeprüfung am WIFI Innsbruck absolviert. 2009 bin ich nach Vorarlberg gezogen, um an der FH im Studiengang InterMedia zu studieren.

Ihr Weg in die Selbstständigkeit begann früh – was hat Sie damals angetrieben?

Bernhard Hafele: Schon während meines Studiums war mir klar, dass ich selbstständig werden möchte. Ich wollte selbst entscheiden, gestalten, Verantwortung übernehmen – und auch Fehler machen dürfen. Das war für mich der ehrlichste Weg, um beruflich zu wachsen. Schon während des Studiums war ich ab 2011 nebenberuflich parallel für WWP tätig, u.a. arbeitete ich für die Ski WM in Schladming und war später an der FHV wissenschaftlicher Mitarbeiter.

Sie haben bereits damals mit STRAKS eine Plattform geschaffen, die heute noch aktiv ist. Was war Ihre Motivation dahinter?

Bernhard Hafele: STRAKS habe ich 2013 gemeinsam mit Mathias Mages als Bachelorarbeit konzipiert und als Brücke zwischen FH und (Kreativ)Wirtschaft ins Leben gerufen. Uns war wichtig, die Arbeiten aus dem InterMedia-Studium nicht in der Schublade verschwinden zu lassen, sondern öffentlich sichtbar zu machen. Daraus entstand ein hochwertiges Magazin, eine Website und eine Ausstellung im designforum Vorarlberg. Besonders freut mich, dass STRAKS bis heute von den Studierenden weitergeführt wird. In der Idee von STRAKS sehe ich Parallelen zu meiner heutigen Aufgabe als Obmann.

2019 gründeten Sie mit drei Partnern das Designkollektiv „viergestalten“?

Bernhard Hafele: Ich war damals als Art Director tätig, als sich die Chance ergab, mit drei Freunden – zwei davon kannte ich vom Studio Spitzar – viergestalten zu gründen. Einer unserer Mentoren war Kurt Dornig, wir haben uns von der Gründung von saegenvier inspirieren lassen und standen auch mit Sigi Ramoser in Kontakt. Von Anfang an war uns wichtig, keine klassische GmbH zu gründen, sondern unsere Eigenständigkeit zu bewahren. Unsere Parole war immer: Jeder für sich, alle gemeinsam und am Ende immer für das große Ganze. Wir haben andere Agenturen besucht und dabei eine große Offenheit erlebt. Dieses kollegiale Miteinander war für uns prägend. Gerade als Einzelunternehmer lernt man unglaublich viel durch den Austausch mit anderen.

Was macht diese Arbeitsform für Sie besonders?

Bernhard Hafele: Wir arbeiten bewusst im Kollektiv – aber jeder von uns bringt eine eigene Ausrichtung, eigene Projekte und Handschriften ein. Das Reizvolle an unserer Arbeit ist, nicht auf eine Branche festgelegt zu sein. Wir schätzen die inhaltliche und gestalterische Vielfalt – genau das macht unsere Tätigkeit lebendig und herausfordernd. Gemeinsam zu reflektieren, voneinander zu lernen, sich ehrlich Feedback zu geben – das ist sehr wertvoll. Gleichzeitig war uns immer wichtig, nicht in Strukturen zu denken, die uns beschränken. Wir fokussieren uns auf Branding und Kommunikationskonzepte – und holen uns je nach Projekt die richtigen Leute dazu - beispielsweise in den Bereichen Social Media oder PR-Dienstleistungen, die wir selbst nicht abdecken. Ebenfalls wichtig: Das Projektmanagement soll nie größer werden als das Projekt selbst.

Viele Kreative kämpfen mit dem Spannungsfeld zwischen Anspruch, Alltag und Ausgleich. Wie gelingt Ihnen persönlich die Balance?

Bernhard Hafele: Nicht immer gleich gut, aber ich habe für mich Wege gefunden. Sport ist mein Ventil – ich laufe Marathons, fahre viel Rennrad. Das hilft mir, den Kopf freizubekommen. Ich begrenze meine private Online-Zeit. Was mich trägt, sind echte Begegnungen, Gespräche und das Lesen von Büchern und Magazinen.

Danke für das Gespräch! (Andrea Fritz-Pinggera)

Foto: Michael Nussbaumer

https://www.bernhardhafele.com/

https://www.viergestalten.com/bernhard-hafele-konzept-strategie/

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