Postproduktion auf ein Minimum reduziert

Die Bewegtbildprofis Daniel Flatz, Medieningenieur und Prokurist bei Mäser digital und Martin Mühlburger, Kreativmastermind von „Frl. Müller & Söhne“ stecken hinter „Pixel Tube“:

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Seit Jänner gibt es „Pixel Tube“, das erste virtuelle Produktionsstudio Vorarlbergs, das für Interessierte am 16. Mai in Dornbirn bei einem „open day“ in der Höchster Straße (Anmeldung mit Präsentations-Time slots) besuchbar ist. Durch die Flexibilität und hohe Qualität der Darstellung ermöglicht Pixel Tube Filmemacher:innen und Content-Ersteller:innen, ihre kreativen Visionen ohne die Einschränkungen traditioneller Sets zu realisieren. Dies öffnet unbegrenzte Möglichkeiten in der Produktion von visuellen Inhalten. Wir sprachen mit Daniel Flatz und Martin Mühlburger – die sich beide übrigens seit ihrem 16. Lebensjahr kennen - über die Herausforderungen des digitalen Marktes sowie das neue Tool.

Aus welcher Motivation heraus habt ihr Pixel Tube entwickelt?

Daniel Flatz: In erster Linie ging es darum, dass mit COVID die digitale Transformation an Fahrt aufgenommen haben. Die Unternehmen in Vorarlberg sind „am Sprung“. Für Print wird immer weniger Geld ausgegeben, investiert wird in digitale Ads und Analysen. Daraus resultierend werden die Kosten für Content reduziert. Aufwändigere Clips in herkömmlicher Art und Weise benötigen viele Arbeitsschritte, Pixel Tube hingegen versetzt dich nach New York oder Stockholm oder auf den Mond - ohne Reisezeit, Wetterkapriolen etc. Mit nur einem Klick können Filmschaffende und Content-Ersteller:innen verschiedenste Umgebungen erschaffen, wodurch kreative Visionen ohne die Begrenzungen herkömmlicher Sets umgesetzt werden können. Filmproduktionen wie jene von „Star Wars“ haben die Technologie bereits in großem Stil genutzt –  über Jahre wurde diese zugänglicher und leistbarer. Letzten Sommer besprach ich die Idee mit Martin Mühlburger – und wir starteten im Herbst.

Was kann Pixel Tube?

Daniel Flatz: Bei Pixel Tube nutzen wir eine speziell gewölbte hochauflösende LED-Wand mit rund 17,3 Millionen Pixeln, um jede Szenerie in Echtzeit darzustellen. Jede/r Filmprofi weiß, dass das Rendering immer einer der aufwändigsten Produktionsschritte war. Wir nutzen ausgeklügelte Gaming-Technologie  - bei der Akteur:innen mitten drin als Teil einer Szenerie versetzt werden können. Neueste Grafikkarten haben heutzutage eine entsprechende Performance und wir das Know how, wie man auf eine neue Art und Weise produziert. Wir nutzen die „unreal-engine“ aus dem Gamingbereich, die quasi eine Riesenbibliothek darstellt: aus ihr kann man grafisch anspruchsvolle und interaktive Umgebungen wählen. Ob Palmen, der Mond oder der Nordpol – wir können aus Millionen von Sujets auswählen. Die Technologie erlaubt uns, hochdetaillierte visuelle Inhalte in Echtzeit zu rendern, realistische Szenarien und dynamische Lichteffekte zu kreieren.

Martin Mühlburger: Hochauflösende LED-Paneele kann man nicht einfach im Mediamarkt kaufen – idealerweise waren Paneele und weitere Hardware bei der Fa. Mäser bereits vorhanden – das kommt auch unserem Nachhaltigkeitsgedanken entgegen. "Fr. Müller und Söhne" hat weitere Manpower, Story und Know how eingebracht – so startete Pixel Tube letzten Herbst als vielseitiges und hochwertiges Content Studio.

Ihr seid mit Pixel Tube einzigartig in Vorarlberg?

Daniel Flatz/Martin Mühlburger: in dieser Dimension schon. Kreativität heißt das Boot der Mutmaßung zu verlassen – Kunden können sich nicht alles vorstellen, aber nun zeigen wir quasi „live on tape“ was geschieht.  Allerdings geben wir zu: die zeitliche Investition war immens. In so ein Projekt geht man trotz guter Planung dennoch mit einer gewissen Naivität und Optimismus - und zieht jeden Tag neue Erkenntnisse daraus. Für uns waren diese sehr wertvoll. Das Learning daraus ist hoch, die Möglichkeiten eröffnen neue Dimensionen.

KI fordert die Kreativbranche, Ihr fordert die KI?

Daniel Flatz/Martin Mühlburger: Die Nutzung neuer KI-Tools in der Kommunikationsbranche birgt das Risiko, dass Innovationen ausbleiben, wenn Unternehmen alles intern abwickeln. Echter Austausch und Kollaboration sind essenziell, um in der Kreativbranche frische Ideen zu entwickeln. Bei Pixel-Tube nutzen wir fortschrittliche Technologien wie die Echtzeit-3D-Technologie und 8K-Auflösungen. Die Technologie mag neu sein, doch das Prinzip ist altbekannt: Früher wurden Szenen vor gemalten Leinwänden gefilmt - wie weiland bei Charly Chaplin - später kam die Technik der Greenbox, die trotz aufwändiger Postproduktion den Hintergrund statisch hielt. Heute ermöglicht unser LED-Screen, dass sich der Hintergrund synchron zur Kamerabewegung verändert, was eine dynamischere und realistischere Szenerie schafft.

Martin Mühlburger: Beim KI-Hype glaube ich an eine natürliche „Sättigung“. Natürlich nutzen wir KI selbst. KI ist Mathematik und Wahrscheinlichkeitsrechnung. Menschlichkeit besteht aus Fehlern. Wer keine Fehler macht, entwickelt sich nicht weiter. Mir fehlen sogar meine Rechtschreibfehler, die ChatGPT eliminiert...  Es ist sicher einfacher, Reinigungslappen zu verkaufen, als Kommunikation zu betreiben. Wir benötigen in unserem Business Empathie und Vertrauen. Worte und Werte wie Mut und Neugierde müssen auch gelebt werden. Dazu gehört eine Fehlerkultur. Ich habe in meiner Laufbahn wohl mehr Fehler gemacht als gute Sachen – dabei habe ich wiederum aus Fehlern sehr gute Sachen entwickelt. „Fuck up Nights“ sind deswegen sehr sinnvolle Events!

Den Marktwandel verspürt ihr hautnah?

Martin Mühlburger: Ja klar. Wir spüren wirtschaftlich eine neue Phase. Mit vielen Kunden lag man einst quasi zusammen im Schützengraben ...und dann ist alles anders. Die Spitze des KI-Hypes ist sicher noch nicht erreicht, doch gehe ich davon aus, dass der Wert menschlicher Kreation wieder steigen wird. Wir waren in den letzten Jahren in der Kommunikationsbranche in der Selbstverwirklichung - es ging viel um Marken, Strahlkraft, Awareness - so haben die politischen Verwerfungen nach Covid uns kommunikationstechnisch auf eine andere Ebene gebracht. Nun geht es verstärkt um Jobs, Sicherheit, Teuerung - das spürt man in der Branche. Viele Firmen leben noch von der Strahlkraft der letzten Jahre – eine (gute) Marke strahlt ja länger - aber niemand kann stehenbleiben.

Jetzt geht es darum, zu zeigen was Pixel Tube kann?

Daniel Flatz/Martin Mühlburger: Wir haben unsere Erfahrung und jahrzehntelange Aufbauarbeit in Pixel Tube eingebracht und können eine kreative, effiziente, schnelle und auch preiswerte Produktion bei zeitlicher und räumlicher Unabhängigkeit und hoher Flexibilität bieten. Natürlich demonstrieren wir das auch gerne der Branche: Wer sich für den „open day“ am 16. Mai interessiert, kann sich bei einem der Time slots anmelden: www.pixeltube.at/event

Auch via PRVA stehen begrenzte Plätze am 16. Mai um 19 Uhr zur Verfügung.

Danke für das Gespräch! Andrea Fritz-Pinggera

Foto: Martin Mühlburger und Daniel Flatz vor dem LED-Screen. (afp)

 

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